Kritikfenster
Filmkritiken der Teilnehmer:innen
Filmkritik zu MICA
MICAS TALENT
Muss man reich sein, um etwas aus seinem Leben zu machen?
In dem Film MICA geht es um einen Jungen aus einer sehr armen Familie. Er heißt Saïd, aber alle nennen ihn Mica, weil er auf dem Markt Plastiktüten verkauft, die Mica heißen. Sein Vater ist krank und benötigt Geld für eine Operation. Also schicken Micas Eltern ihn zu Hajj, einen etwas griesgrämigen älteren Mann. Gemeinsam fahren die beiden nach Casablanca, wo Hajj wohnt. Mica hilft nun in einem Tennisclub für Wohlhabende aus. Dort lernt er nach kurzer Zeit die Tennislehrerin Sophia kennen, die ihm mit der Zeit, im Geheimen, Tennis beibringt. Mica spielt immer besser und entdeckt seine Leidenschaft für das Tennisspielen. Vor Beginn eines Turniers, an dem Mica teilnehmen sollte, kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und einem anderen Spieler. Der andere Junge sagt: „Hau ab in dein Drecksloch!“. Daraufhin rennt Mica auf ihn zu und schlägt ihn. Sophia zerrt ihn vom Spielfeld weg. Mica hat dem anderen Spieler durch die Schläge die Nase gebrochen und wird von der wütenden Sophia nach Hause gebracht. Nicht nur Sophia ist sauer, auch der Tennisplatz-Besitzer Herr Slimani ist sauer. Er feuert Mica. Ohne einen Job kann er nun auch nicht mehr bei Hajj wohnen. Auch der schmeißt ihn raus. Auf dem Weg nach Hause, und auf der Suche nach Arbeit, wird Mica auch noch beklaut. Jetzt hat er gar nichts mehr. Kein Dach über dem Kopf, kein Geld bei sich und keine Kleidung. Was wird er tun? Wird Hajj ihm doch noch helfen? Was wird aus seinem Talent im Tennisspielen, und was ist mit Sophia?
Ein Film über Tennis, Armut und Reichtum – Der Film MICA wurde 2020 in Marokko von Regisseur Ismaël Ferroukhi gedreht. Mica wird sehr realistisch von Zakaria Inan gespielt. Weitere Schauspieler sind Sabrina Ouazani (Sophia) und Alarab Kaghat (Hajj).
In dem Film nimmt man stark zwei unterschiedliche Welten wahr: Die Welt der Reichen und die der Armen. Ich habe mich nicht ganz in Mika hereinversetzen können, weil ich diese Situation nicht kenne, dass ich für meine Familie arbeiten gehen muss. Und dennoch hatte ich Mitgefühl mit Mica. Das Ende hätte ich mir etwas stärker gewünscht, vielleicht ein großes Happy End. Was mir aber gut gefallen hat, war das Masken- und Kostümbild. Mika ist oft sehr schmutzig, woran man erkennt, dass er nicht viel Geld hat. Auch die Gewalt, die in dem Film vorkommt, ist manchmal auch an der Kleidung sichtbar, beispielsweise in einer Szene am Anfang: da wird Mika von einem zweiten Tütenverkäufer auf den Boden geschubst und getreten. Er liegt auf der Erde, die Tüten um sich herum. Sein Pullover komplett verdreckt.
Der Film ist an manchen Stellen sehr traurig, manchmal spannend und manchmal glücklich zugleich. Durch die Musik werden diese Gefühle noch verstärkt, das passt gut.
Clara Moor, 11
CASABLANCA ODER MARSEILLE
Ein Junge von zehn Jahren rennt über das Brachland von Marokko. So beginnt der 104 Minuten lange Film, bei dem Ismaël Ferroukhi Regie geführt hat. 2020 wurde dieser Film über Armut und Reichtum, Gewinnen und wieder Verlieren in Marokko und Frankreich gedreht. Mica (eigentlich Saïd), ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, wird von seiner Familie mit Hajj, einem Bekannten der Familie, nach Casablanca geschickt. Er arbeitet mit zehn Jahren als Aushilfe in einem Tennisclub einer reichen Familie. Von den trainierenden Kindern wird er gemobbt und beleidigt. Nur in seiner Unterkunft, einem schäbigen, kleinen Raum mit einem winzigen Fenster, wird er von den anderen Kindern in Ruhe gelassen und kann schlafen. Immer öfter übt er mit einem Tennisschläger, den er im Müll gefunden hat, zu spielen. Dabei entdeckt ihn Sophia, die Trainerin des Clubs. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Freundschaft, welche einen durch den Film begleitet.
Das spannende Hin und Her zwischen Gehen oder Bleiben hält einen die volle Laufzeit über wach. Durch die an die im Film gezeigten Emotionen angepassten Kameraeinstellungen fühlt man sich, als wäre man direkt hinter dem Kamerateam. Dass erst ganz am Ende eine Szene zum Aufatmen vorkommt, ruft während des Schauens eine gewisse Irritation hervor. Den ganzen Film über herrscht eine so gedrückte Stimmung, dass die Freude der Zuschauenden nachlässt. Diese Art von Einseitigkeit hinterlässt bis nach der Vorstellung ein Gefühl von Unzufriedenheit. Allerdings ist die Besetzung der Rollen passend und die Schauspielenden haben glaubwürdig gespielt. Außerdem ist gelungen, dass die Kleidung sichtbar macht, in welchen Verhältnissen die Protagonisten leben. Auch wenn dabei einige kleine Fehler unterlaufen sind, wie zum Beispiel, dass dreckige Kleidung im nächsten Szenenbild wieder sauber ist.
Was manchmal verwirrt, ist die Erzählweise: Der Film ist zwar in aufeinanderfolgende, nacheinander auftretende Ereignisse unterteilt, da aber zwischen Tag und Nacht einfach ohne Übergänge gewechselt wird, wirft die ein oder andere Szene die Frage auf, zu welchem Zeitpunkt sie stattfindet.
Insgesamt ist der Film MICA für alle ab neun Jahren empfehlenswert, die sich mit Armut oder gesellschaftlichen Konflikten auseinandersetzen.
Franz Rupprecht, 12
DER SPORT ZUM ERFOLG
Könnten Sie sich vorstellen, auf der Straße zu leben und ganz auf sich alleine gestellt zu sein? So geht es dem Protagonisten in MICA. Der Film handelt davon, dass ein Junge schon mit 10 Jahren anfängt, für seine Familie zu arbeiten. Er wird von den Slums von Meknès nach Casablanca geschickt, um dort in einem Elite-Tennisclub zu arbeiten. Durch seine Neugier fängt er an, Tennis zu spielen, und wird von der ehemaligen Profi- Spielerin beobachtet. Sie erkennt sein Talent. Und fördert ihn.
Mica ist ein sehr eingeschüchterter Junge. Er erlebt im Laufe des Filmes sehr viel: vom Tod seines Vaters bis hin zu seinem Interesse am Tennis. Durch das Leben auf der Straße ist er immer auf sich allein gestellt und daher weiß er auch, wie man sich wehrt. Mica neigt zu Wutanfällen. Er weiß nicht so genau, wohin er gehen soll, und will in einem Moment in Marokko bleiben und im anderen Moment nach Europa geschleust werden.
Die Geschichte spielt in dem wundervollen Marokko. Die Farben im Film sind überwiegend bedeckt und matt und es könnte noch mehr Farbe hineingebracht werden. Ich hätte mir mehr Farbe gewünscht, weil ich finde, dass in einem Film mehr Farbe sein könnte, da es ja auch was ausstrahlen soll, und das, mit dunklen bzw. matten Farben nicht so gut geht. Die Schauspieler sind sehr glaubhaft und auch verständlich, was hilft, sich in die Figuren hineinzuversetzen.
Zwei besondere Charaktere sind in meinen Augen Sophia, die Tennistrainerin, und Hajj, der „Ersatzvater“. Er behauptet, dass Mica wie ein Sohn für ihn ist, aber dann darf er nicht weiter zum Tennis gehen. In meinen Augen ist das gelogen. Sophia auf der anderen Seite ist ein sehr toller Charakter – zum einen, weil sie sehr großzügig zu Mica ist, und zum anderen, weil sie alles dafür tut, damit er Tennis spielt. Ich denke, sie ist sehr stolz auf ihn, da ihr auch viele fröhliche Gesichtsausdrücke anzusehen sind. Ohne sie würde Mica kein Tennis spielen.
Der Film macht den Unterschied zwischen reich und arm war sehr deutlich. Es gibt nur diese zwei Welten. Entweder reich wie die Leute im Tennisclub oder arm wie Mica und seine Familie.
Besonders überrascht hat mich die Szene, in der Mica sich von dem Schleuser entfernt und dann zurück zu Sophia geht. Die Szene finde ich vor allem deshalb so toll, weil er erst jetzt merkt, was er wirklich will, und das ist ja ganz offensichtlich zurück zu Sophia. Noch eine ganz wichtige Szene ist die, als sein Vater stirbt und er NICHT weint. Jeder würde weinen, wenn sein Vater sterben würde. Oder nur die, die auch eine besondere Bindung zu ihm hatten?
Maya Czirwitzky, 11
ER KANN MEHR ALS NUR BÄLLE STAPELN
Mica liegt auf dem Boden und lacht. Alle anderen stehen lachend um ihn herum.
Das ist eine Szene aus MICA — ein Film, der zeigt, dass selbst wenn du nicht die nötigen Mittel hast, um dein Ziel zu erreichen, du es trotzdem schaffen kannst. Auch wenn man Hilfe braucht, ist es zu schaffen. Das ist die zentrale Botschaft des Films.
In MICA wird nicht viel geredet, aber dafür mit Mimik gearbeitet. In manchen Szenen kann man die Emotionen sofort erkennen. Der Film ist eher in wenig kräftigen Farben gehalten, was ein unglücklicheres Leben des Jungen darstellen soll, der tagtäglich Plastiktüten auf dem Markt verkauft. In den Nahaufnahmen bewegt sich die Kamera mit, was ich gut finde, da es den Film realer wirken lässt.
Mica arbeitet auf Anweisung von seiner Familie auch in einem Luxus-Tennisclub in Casablanca. Dort schrubbt er täglich den Boden und räumt verlorengegangene Bälle von Bäumen. Er fängt an, aus Spaß mit einem alten Tennisschläger aus dem Müll Tennis an einer Wand zu spielen. Dabei entdeckt ihn Sophia, die Tennistrainerin. Sie entdeckt ein Naturtalent und beginnt, ihn weiter zu trainieren. Bald soll er große Turniere spielen und Geld mit dem Tennisspielen verdienen. Ob das klappt? So oder so: Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt!
„Er kann mehr als nur Bälle stapeln, das sehe ich!“ – Sophia
Moira-Luise Hübenthal, 13
MICA — EIN TOLLES SEHERLEBNIS
Mica ist ein starrköpfiger, aber leiser Junge aus einer armen Familie. Außerdem ist Mica leicht reizbar, das merkt man schon am Anfang des Films. Weil seine Eltern wenig Geld haben und sich nicht so gut mit Mica verstehen, schicken sie den Jungen nach Casablanca zum Arbeiten.
Der Film MICA von Ismaël Ferroukhi handelt von Saïd, den alle Mica nennen. Zuerst hilft er seiner Familie, in dem er Plastiktüten auf dem Markt verkauft. Als sein Vater krank wird, arbeitet er in einem Tennisclub in Casablanca, um mehr Geld zu verdienen – und das, obwohl er erst ein Kind ist. Dort hat er ein kleines, schlechtes Zimmer und wird nicht gut behandelt. Bald darauf stirbt sein Vater, aber er zeigt nicht so viel Trauer.
Beim Arbeiten lernt er die Ex-Tennisspielerin Sophia kennen und findet seine Liebe zum Tennis. Sophia beschließt, Mica heimlich Tennisstunden zu geben. Aber als die Situation besser wird, geht trotzdem alles den Bach herunter. Wegen seinen Wutanfällen wird Mica rausgeschmissen – was wird er jetzt tun?
Der Film ist ein gutes Beispiel, dass man nicht reich sein muss, um etwas zu schaffen zu können. Es geht nicht um Geld, sondern um Talent und Fleiß.
Es gibt zu wenig Dialog im Film. Aber die Schauspieler überzeugen dafür sehr gut mit ihrer Ausdrucksweise und Mimik. Deswegen ist es nicht so schlimm mit dem Dialog, da man die Gefühle und Gedanken sehr gut sehen kann. Die Musik ist auch passend, es sollte aber auch mehr von der Musik im Film eingebaut werden, um noch mehr die Stimmung zu unterstreichen.
Das Seherlebnis in MICA ist aber sehr toll. Der Film bringt viele Emotionen wie Fröhlichkeit, aber auch Traurigkeit. Im Film lernt man auch sehr viel über ärmere Länder und wie Kinder dort behandelt werden.
Ylva Schabel, 11
Filmkritik zu BULADO
DER WIND UND KENZA
Kenza ist ein 11-jähriges Mädchen, das mit ihrem Vater, ihrem Opa und ohne eine Mutter auf Curaçao, einer ehemaligen Kolonie der Niederlande, lebt. Ihr Vater Ouira, zu dem sie eher keine so gute Beziehung führt, arbeitet als Polizist und ist streng zu Kenza. Opa Weljo, der immer für Kenza da ist, ist von der Welt der alten Traditionen und Bräuche begeistert. Er versucht durch verschiedenste Wege Kontakt zum Volk der Toten aufzunehmen. Beispielsweise baut er in einer Szene einen Geisterbaum aus altem Autoschrott, der sich, wenn der Wind sich dreht, mit ihm drehen soll und so ein Weg vom Totenreich in die Welt der Lebenden entstehen soll. Wird Kenza daran glauben?
Während Weljo das Grundstück wegen seines Aberglaubens sehr am Herzen liegt, möchte Ouira es verkaufen. Kenza schwänzt öfters die Schule und möchte außerdem mehr über ihre verstorbene Mutter, die sie nie kennengelernt hat, wissen. Es gibt im Haus noch relativ viele Erinnerungen an ihre Mutter. Ihr ganzes Zimmer, in dem Kenza oft Halt sucht, ist noch vorhanden. Zu einem schwarzen Straßenhund hat sie eine gute Beziehung, aber Ouira lässt ihn nicht bei ihnen wohnen. Als dem Hund etwas zustößt hat Kenza keinen mehr, außer dem Wind, dem sie erzählen kann, wie es ihr geht. Was geschieht mit Kenza? Und was mit ihrem, als verrückt eingestuftem, Opa? Wird sich die Beziehung zwischen Kenza und ihrem Vater Ouira bessern?
Der Film BULADÓ von Eché Janga (2020) wurde in den Niederlanden und in Curaçao produziert. Es geht um Glauben und um Familie. Der Großvater (Weljo) wird sehr gut von Felix de Rooy gespielt. Auch Everon Jackson Hooi spielt glaubhaft Ouira. Etwas übertrieben, aber trotzdem noch glaubhaft spielt Tiara Richards als Kenza.
Mir hat die Kameraeinstellung sehr gefallen, weil sie nicht so doll gewackelt hat wie in dem Film MICA.
Beide Charaktere – Mica und Kenza – sind sehr stur. Wenn man ihnen sagt „Mach das nicht!“, machen sie es trotzdem. Mir hat in BULADÓ nicht gefallen, dass man am Anfang noch nichts wusste und man eigentlich auch noch nicht so viel verstanden hat. Erst mit der Zeit hat man langsam verstanden, was Sache ist. Zum Beispiel habe ich in einer Szene am Anfang nicht verstanden, dass der Polizist Kenzas Vater ist. In dieser Szene geht Kenza zu jungen Männern mit Motorrädern, um ihnen ihren erlegten Leguan zu verkaufen. Ihr Vater, also der Polizist, kommt mit seinem Polizeiauto und packt das Fahrrad von Kenza in den Kofferraum und sagt: „Ich habe dir gesagt du sollst auf ihn warten“. Als sie zu Hause ankommen, sagt der Polizist zu einer aus Leinen zusammengebastelten Hütte: „Was zur Hölle ist das?“. So hätte ich das eher gedeutet als einen Polizisten, der ein Mädchen am Straßenrand nach Hause bringt und sich fragt, was für eine seltsame Hütte auf dem Grundstück steht.
Das finde ich etwas schade, dass man so wenig am Anfang weiß und sich vieles selbst zusammenreimen muss. Aber das Ende war dafür sehr emotional, was ich dann doch gut fand. Insgesamt ist der Film ok, aber er hätte schöner sein können.
Clara Moor, 11
KENZA UND DAS VOLK DER TOTEN
Gibt es Geister oder nicht? Mit dieser Frage muss sich Kenza, das elfjährige Mädchen von Curaçao in dem Film BULADÓ (auf Papiamentu, der Originalsprache: „fliegend“) von Eché Janga auseinandersetzen. Denn seit ihr Opa Weljo sich abergläubisch zeigt, nimmt der Geist ihrer verstorbenen Mutter Kontakt zu ihr auf. Davon ist jedenfalls Kenzas Großvater überzeugt. Durch diese Annahme entsteht ein Konflikt zwischen Kenzas Vater Ouira, (der noch dazu das Grundstück verkaufen möchte, welches seinem Vater gehört,) Weljo und Kenza. Doch wie wird es weitergehen…?
Das Thema des Filmes ist ein gleichzeitig alltägliches und längst vergangenes. Die Traditionen und den Glauben anderer Leute zu respektieren, ist eine Sache. Eine andere aber, einem trinkenden alten Mann mit Ritualen und abergläubischen Amuletten zu glauben, dass ein spirit tree (engl. Geister Baum) aus alten verrosteten Auspuffrohren die Geister von Verstorbenen ruft, wenn der Wind sich dreht. Die bizarre Mischung aus modernem Denken und den Bräuchen der Vorfahren bietet den ganzen Film über Spannung. Die Protagonisten setzen ihre Rollen, nicht zuletzt dank der guten Kostüme und des richtigen Drehorts, sehr gut um. Auch wenn Emotionen manchmal zu stark, manchmal zu schwach zum Ausdruck kommen. So schreit Kenza ihren Vater zum Beispiel extrem laut und wütend an, weint aber erstaunlich wenig über den Tod ihrer Mutter. Die Emotionen werden durch die verschiedenen Kameraeinstellungen klar. So sind zum Beispiel in traurigen Momenten viele Nahaufnahmen verwendet worden, während in Momenten mit Autos, die durch Landschaften fahren, von weiter weg gefilmt wurde.
Im Endeffekt würde ich den Film allen ab 7–8 Jahren empfehlen.
Franz Rupprecht, 12
BRÄUCHE DER VORFAHREN UND ZUR SCHULE GEHEN. ZWEI UNTERSCHIEDLICHE WELTEN?
„Du kannst nichts vermissen, was du nie hattest.“ So heißt es in dem Film BULADÓ, als die elfjährige Kenza ihre verstorbene Mutter vermisst. Alles spielt auf der kleinen Insel Curaçao. In Kenzas Familie gibt es nur noch ihren Vater und ihren Opa. Ihr Opa glaubt noch viel an Geister und Mythen. Ganz anders: der Vater. Er glaubt nicht an Geister und hält seinen Vater auch für verrückt. Kenza ist am Anfang des Filmes noch überzeugt davon, dass wenn man an Geister glaubt, verrückt sei, aber im Laufe des Films entwickelt sich da eine gewisse Entschlossenheit, dass es vielleicht doch Geister gibt…
Kenza ist ein entschlossenes, stures Mädchen was in meinen Augen auch etwas zu stur ist. Kenza lässt sich nicht gerne sagen, was sie zu tun hat. Sie kann in Wut ausbrechen, wenn ihr etwas nicht passt oder sie provoziert wird, was man an vielen Stellen gemerkt hat. Kenza vermisst plötzlich ihre verstorbene Mutter. Wird sie ihr im Film näherkommen?
Was mir im Film nicht so gepasst hat ist, dass zu viel das Gleiche drangekommen ist und es etwas unerklärlich ist. Vor allem die Mitte war sehr unverständlich, aber am Ende wurde alles aufgelöst. Im Film erkennt man nicht so ganz, was jetzt eigentlich das Thema ist. Die Protagonisten wirken etwas unglaubwürdig, vor allem Kenza.
Was mir gut gefällt, ist das mit dem Geisterbaum. Es ist ein Baum, mit dem, wenn sich der Wind dreht, der Opa von dem Land der Menschen ins Totenreich findet. Ich finde die Religion im Film gut dargestellt, z. B. als sie den Hund sozusagen „beerdigen“. Das war ein Punkt, den ich sehr glaubhaft finde. Es gibt viele Botschaften: Abgesehen vom Geisterbaum gibt es auch noch das Pferd mit dem Opa. Es ist eine sehr, sehr emotionale Szene, wo der Opa auf einem schönen Rappen galoppiert. Emotional wird es dadurch, dass er seine Hand auf das Fell legt, was sehr schön mit anzusehen ist.
Die Farben im Film sind sehr schön: rot, grün, grau, blau und weiß, sie alle geben den Eindruck von einem ruhigen, geheimnisvollen Film. Das ist sehr schön mit anzusehen. Es gibt verschiedene Farben, die verschiedene Menschen symbolisieren. Das Zimmer der Mutter macht z. B. die Farbe Rot sehr deutlich. Die Farbe Blau: Sie gehört zur Uniform des Vaters und Grau und Braun wird für den Großvater verwendet. Die beschwingten Klänge im Film haben mir sehr gut gefallen. Das macht den Film sehr emotional und auch traurig.
Zwei Szenen, die mir sehr gut gefallen haben, sind auf jeden Fall die Szene, wo der Papa von Kenza mit dem Pferd ankommt: Der Vater bringt den schönen Rappen zum Großvater. Es ist schön mit anzusehen, wie das Herz vom strengen Vater schmilzt. Eine andere Szene ist noch, wo Vater, Tochter und Opa nebeneinander herlaufen. Hieran ist schön, dass alle am Ende des Films dann doch wieder gut miteinander klarkommen. Ich finde diese beiden Szenen sind sehr gut gelungen, deswegen könnte ich diesen Film auf jeden Fall weiterempfehlen.
Maya Czirwitzky, 11
ZWEI VERSCHIEDENE WELTEN
BULADÓ fängt mit einer schlau gelösten Zukunftsszene an, die einen schönen Kreislauf zum Ende des Filmes bildet. Der Film ist sehr emotional, da er die Trauer um die verstorbenen Angehörigen von Kenza mit aufgreift. Am emotionalsten ist der Tod ihrer Mutter. Kenza und ihr Vater trauern immer noch, obwohl sie schon lange verstorben ist. Auf sie ist Kenza stolz, ihre Mutter stärkt sie und macht ihr Mut. Kenza sieht sich mit ihr im Spiegel und spürt ihre Seele. Der Schmuck und die Accessoires der Mutter haben für Kenza eine große Bedeutung. Nach den vielen Toden könnte sie diese Kraft zwar auch durchs Reden mit dem Vater bekommen, aber dass sie das nicht bekommt, empfinde ich nicht als schlimm.
Im Film BULADÓ sind die Beziehungen zwischen Kenza und den anderen Charakteren nicht sehr real dargestellt. Auch gefällt mir nicht so, dass Kenza einen stumpfen Charakter hat. Kenza hält sich nicht an Regeln, schwänzt die Schule, aber ihr Vater sagt nur zweimal etwas dazu, obwohl er Polizist ist und einen strengen Eindruck macht. Das ist für mich eine Stelle, die ich im Drehbuch ändern würde. Stellenweise mag ich die Beziehung zwischen dem Vater und ihr aber auch. Kenza schlägt vor Wut auf ihn ein und er stoppt sie irgendwann und beruhigt sie. Ihren Opa finde ich vom Charakter am besten. Er hat eine vom Anfang klare Charakterisierung. Er ist der verrückte, ungewollte Opa, der einen schlechten Einfluss auf Kenza hat. Kenza entdeckt trotz der Verbote des Vaters das Reich der toten Seelen. Zusammen mit ihrem Opa baut sie einen Geisterbaum, der die Brücke zum Totenreich bilden soll.
An sich finde ich die zwei verschiedenen Sichten in dem Film gut. Sie sind gut aufgeteilt in die neue Sicht, zum Beispiel in die Schule zu gehen und Bräuche zu hinterfragen und die alte Sicht, die mit Geisterritualen und traditionellen Bräuchen und Kleidung verbunden ist. Man erkennt, ab wann welche Charaktere welche Sicht haben. Gut finde ich hierbei die Überzeugungskraft durch den Opa, der Traditionen, Sitten und Glauben seiner Familie weiterbringt. Den Film würde ich Leuten empfehlen, die mit dem Thema Tod gut umgehen können.
Moira-Luise Hübenthal, 13
BULADÓ – EIN KAMPF ÜBER KULTUR
Kenza ist ein starker und selbstbewusster Charakter. Sie ist 11 Jahre alt und lebt in Südamerika, auf einer Insel namens Curaçao. Aber sie hat viele Wutanfälle, die ihr nicht besonders helfen.
BULADÓ ist ein Film, der von Kenza handelt, die zusammen mit ihrem Vater und Großvater lebt. Ihre Mutter war gestorben, bevor sie sich an sie erinnern konnte, was sie ziemlich traurig macht. Ihr Großvater ist sehr abergläubisch und glaubt, mit Geistern Kontakt aufnehmen zu können.
Ihr Vater plant das Grundstück zu verkaufen, aber der Großvater will es anders, denn das Grundstück hat eine große Bedeutung für ihn. Kenza neigt sich zu der Seite von ihrem Opa, da sie sich oft gut mit ihm versteht. Aber wie wird Kenza dafür sorgen, dass das Grundstück, welches sie mit ihrer Mutter verbindet, in ihrem Besitz bleibt und der Großvater seine traditionelle Zeit wieder haben kann?
Die Kameraführung im Film ist sehr gut, da sie nicht wackelig ist. Auch bei traurigen Momenten hat sie viele Nahaufnahmen, welche gut zum Film passen. Die Musik wirkt oft verträumt, an anderen Stellen aber auch traurig. Dazu gibt es auch viel Dialog.
Im Hauptteil finde ich, dass der Film zu wiederholend ist. Teile wie die spirituellen Rituale des Großvaters sollten abwechslungsreicher sein. Auch die dauerhaften Streitigkeiten von Kenza und ihrem Vater sind immer das Gleiche. Vielleicht hätte man auch noch mehr Charakter hinzufügen können. Manche Teile im Hauptteil sind außerdem nicht verständnisvoll und bleiben unaufgeklärt. Dafür sind die Charaktere im Film aber sehr interessant und verschieden. Kenza ist sehr selbstbewusst und stur, der Opa sehr abergläubisch und der Vater streng. Das sind Unterschiede, die sehr gut im Film rüberkommen. Dieser Film ist auch sehr rührend. Ein Bespiel dafür ist, als dem Hund, den Kenza gern mag, etwas geschieht.
Das Seherlebnis bei BULADÓ ist sehr emotional. Also empfehle ich diesen Film nicht für Leute, die dieses Genre nicht mögen. Aber BULADÓ zeigt dir verschiedene Kulturen und betont, dass man sie immer respektieren muss.
Ylva Schabel, 11