Kritikfenster
Filmkritiken der Teilnehmer:innen
Welcher Film ist toll, welcher nicht – und vor allem: Warum? Kritiken schreiben, das heißt stilsicher und überzeugend die eigene Meinung formulieren, und genau das steht beim Kritikfenster auf dem Programm. Während des Festivals sichten Romy, Laura, Olivia und Erik mehrere Wettbewerbsfilme und gehen dann in Workshops mit Filmpädagogin Lara Verschragen deren inhaltlicher und ästhetischer Gestaltung auf den Grund.
Filmkritik zu BEFORE I CHANGE MY MIND
„Non-binäre Geschlechtsidentitäten im Film?“ von Erik, 14 Jahre
Homosexualität und non-binäre Geschlechtsidentitäten in den 80ern, damals wie heute ein heiß diskutiertes Thema. Diese Themen versucht der Film BEFORE I CHANGE MY MIND, in Deutsch WIE ICH GERADE BIN, aus dem Jahre 2022 aufzugreifen und unter damaligen Umständen zu inszenieren. Aber gelingt ihm das auch?
In dem Film geht es um Robin, der sich weder als Junge noch als Mädchen zuordnet und dadurch auf Unverständnis bei den Mitschülern stößt. Das zeigt sich sehr gut in der Eröffnungsszene: Er kommt an eine neue Schule, da er aus ungeklärten Gründen aus den USA nach Kanada gezogen ist. Die ungeklärten Gründe werden im Verlauf des Films immer wieder mit kurzen Rückblenden an sein vergangenes Leben angedeutet, jedoch nicht vollständig beantwortet. In der Eröffnungsszene platzt er in den Unterricht rein und geht dann an allen vorbei, um sich genau zwischen Jungs und Mädchen zu setzen. Er bekommt dort auch Zurufe wie: “Was bist du?” oder “Junge oder Mädchen?” Hier sieht er zum ersten Mal Carter – er und Carter kommen sich später im Film näher, nur um sich dann wegen Isabel wieder zu verfeinden.
Der Film ist die Umsetzung betrachtet solide gemacht. Alles spielt zusammen, die Kamerabewegungen, der Schnitt, Ton etc., das alles ist ohne Zweifel gut umgesetzt, zeichnet den Film jedoch nicht aus. Den Film zeichnen eher die zum Nachdenken anregenden Situationen aus, die zuhauf gezeigt werden. Leider sind diese der damaligen Zeit nicht entsprechend und vermitteln ein falsches Bild. Das wird vor allem vielen auffallen, die in dieser Zeit gelebt haben. Der Umgang mit Homosexualität ist für die 80er viel zu offen und erfährt zu wenig Widerstand. Die Idee ist gut, jedoch wurde die falsche Zeit für den Film gewählt. Hätte man den Film 30 Jahre später spielen lassen, dann hätte man den deutlich besseren Film gehabt. Außerdem fühlt sich der Film wie in einzelne Episoden geteilt an, das hat damit zu tun, dass der Regisseur vom Kurzfilm kommt und dies sein erster Langfilm ist. In den „einzelnen Episoden” wird immer ein anderes Thema behandelt, wodurch der Film viele Themen ankratzt, es aber nicht schafft, uns nur eins wirklich näherzubringen. Die einzelnen Themen und die Zeit der 1980er werden aber von den Schauspielern authentisch rübergebracht. Auch sind schöne Charakter- Entwicklungen zu sehen, denn fast jeder der Charaktere macht eine Entwicklung durch, auch wenn sie bei einigen Charakteren sehr abrupt erfolgt.
Nach einem Interview mit dem Regisseur fühlt sich der Film leider nur noch mehr so an, als hätte sich der Regisseur keine Gedanken gemacht, sondern einfach gedreht, was sehr schade ist, da man aus dem Film so viel mehr hätte machen können. Außerdem ist das Ende nicht zufriedenstellend, da es viel zu kurz gemacht wurde: Es fühlt sich so an, als hätte man ein 15 Minuten Ende auf 5 Minuten gekürzt.
Deshalb ist meine Meinung klar, der Film hat viel verschenktes Potenzial in vielen Punkten. Die Umsetzung wird trotzdem Leuten gefallen, die sich gerne viele Gedanken über Filme machen und offene Enden mögen, um dort z.B. etwas rein zu interpretieren. Der Film ist aber nichts für Leute, die einen selbsterklärenden Film erwarten, daher würde ich den Film erst ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen, da er für jüngere zu viele Unklarheiten bereithält.
„Wer bist du?“ von Laura, 13 Jahre
„Wer bist du?‘‘, mit dieser Frage beschäftigt sich auch die Hauptfigur Robin in dem Coming-of-Age Film BEFORE I CHANGE MY MIND von Trevor Anderson, der im August 2022 seine Premiere feierte. Der Film geht darum, welche Erfahrungen Heranwachsende beim Erwachsenwerden machen.
Am ersten Schultag an Robins neuer Highschool tut Robin sich schwer, da sich viele Mitschüler mit der Frage beschäftigen, wer/was Robin eigentlich ist und ob er ein Mädchen sei oder ein Junge. Daraufhin versucht Robin sich mit Carter anzufreunden, der erst nicht allzu sympathisch rüberkommt. Beide haben eine schwere familiäre Situation. Doch als die Klasse auf Klassenfahrt in ein Freizeitpark geht, entsteht eine tiefere Beziehung zwischen Robin und Carter, bis Izzy, ein Mädchen aus dem Musical, in ihr Leben kehrt. Carter ist auf Anhieb von ihr begeistert und Robin versucht aufgrund seiner Situation seine Gefühle für Carter wegzustecken. Die Szene als Robin und Carter sich auf einer hellen Achterbahnfahrt mit visuellen Effekten befinden, beschreibt Robins Situation gut, da es in der Beziehung mit Carter auf und ab geht. Doch Robin bemerkt schnell, dass ein Liebesdreieck entsteht, sodass eine schwere Auseinandersetzung die Freundschaft oder sogar die Beziehung von Robin und Carter belastet. Im Film werden außerdem vergangene Erlebnisse von Robins Mutter im alten VHS-Kamerastil aufgegriffen und wie es ist, in den 80er Jahren ohne Handy aufzuwachsen.
Zugleich beinhaltet der Anfang des Films ausschließlich nur helle und warme Töne, bis es dann zum Ende kommt und die Musik ein Gefühl von Spannung hinterlässt. In Bezug auf Alkohol trinken und Homosexualität passt die Freiheit der Jugendlichen meiner Meinung nach nicht zu den 80ern. Ebenfalls habe ich das Kino mit gemischten Gefühlen verlassen, da mir der Film zu viele Fragen aufgeworfen hat, z.B. warum Robin das Baumhaus von seinen Freunden angezündet hat. Ebenso hat niemand von den Charakteren eine positive Entwicklung und das hat eine negative Auswirkung auf den ganzen Film. Zusätzlich konnte ich mich mit keinem der Charaktere identifizieren weder hineinversetzen. Zu dem Thema meinte der Regisseur des Films, dass er sich besonders gut mit Robin identifizieren könne, da auch seine Mitschüler in seiner Jugendzeit mit seinem Aussehen als Junge oder Mädchen Probleme hatten. Den Film kann ich für Kinder ab 14 Jahren empfehlen, da er auch viel Gewalt beinhaltet und manchen Teilen auch verstörende Einblicke hatte. Ebenso für Menschen, die Fans von offenen Enden sind. Der Regisseur erklärt zum Ende: „Manchmal wenn man nicht weiß, wie man sich helfen kann, endet es oft in Gewalt.“
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Film für Jugendliche geeignet ist, die auch bereit sind, nach dem Film über das Ende des Films zu reden.
„Was bin ich eigentlich und vor allem: Muss ich das wissen?“ von Olivia, 14 Jahre
Mit dieser Frage befasst sich der Coming-of-Age Film BEFORE I CHANGE MY MIND von Trevor Anderson. In seinem ersten Langfilm beschäftigt sich Anderson damit, dass man in seinen Teenager-Jahren Erfahrungen sammeln muss, die man braucht, um erwachsen zu werden. Er selbst meinte, er wolle mit seinem Film ausdrücken, dass man seinem Herzen folgen sollte. In einer der ersten Szenen des Films, ist einer seiner ersten Interaktionen mit seinen neuen Mitschülern die, als Carter ihn darauf anspricht, was er eigentlich ist. Daraufhin antwortet Robin ihm nicht und rennt von Carter und dessen Freund Shev davon.
Der Film spielt in den 80er Jahren, was man sehr gut an den Autos, Kostümen und Frisuren erkennen kann. Allerdings besteht ein Widerspruch darin, dass die eigene Sexualität und sexuelle Orientierung von den meisten sehr locker behandelt und akzeptiert wird. Shev akzeptiert Homosexualität jedoch nicht und möchte in einer Szene im Baumhaus, als Porno-Magazine aus dem Rucksack geholt werden, keins anfassen, in dem es um Männer geht, da er ja sonst Aids bekomme.
Des Weiteren gibt es immer wieder Rückblicke, die so aussehen als wären sie mit einem alten Videorekorder gefilmt worden. Die Kameraführung wurde so verändert, dass die Rückblicke auch mal schief aufgenommen werden oder wackeln. Über die Rückblicke, die immer mal wieder kurz und prägnant, wie Flashbacks, auftauchen, wurde ein Filter gelegt, durch den die Farben viel greller und leuchtender erscheinen als im Rest des Films. Die Charaktere des Films haben leider keine positive Entwicklung gehabt, obwohl sie während des Films sehr viel erlebt haben, was sie eigentlich hätte prägen können. Toni, einer der Nebencharaktere hat sich aber deutlich durch Mobbing verändert. Die Schauspieler:innen haben sehr viel mit ihrer Mimik und den Augen gearbeitet und haben sich sehr oft verliebte Blicke zugeworfen. Durch den intensiven Blickkontakt der immer wieder ausgetauscht wird, wird für eine große Verwirrung gesorgt, wer denn jetzt in wen verliebt ist und man konnte leider nicht erkennen wer mit wem zusammen ist. Durch die Dreiecksbeziehung von Robin, Carter und Izzy wurde der Film noch komplizierter und hat viele Fragen aufgeworfen.
Der Film schneidet sehr viele Themen an, wie zum Beispiel Mobbing, Sexualität, Erwachsen werden, sexuelle Orientierung etc., allerdings wurde keines der Themen vollkommen ausgeführt und zu Ende gebracht, was sehr schade ist. Ich selbst habe den Film mit gemischten Gefühlen verlassen, da er mir persönlich zu viele Fragen aufwirft, zum Beispiel warum der Vater und der Sohn nach Kanada gekommen sind, wo die Mutter ist, warum Robin am Ende das Baumhaus angezündet hat. Und es gab noch sehr viel mehr ungeklärte Fragen, die zum Rätseln, Interpretieren und Nachdenken nach dem Film angeregt haben. Ich würde ihn nicht nochmal schauen da sich der Schluss für mich angefühlt hat, als hätte man eine Zeit-Begrenzung von 5 Minuten gehabt und hätte versucht den Film irgendwie zu beenden, was für mich persönlich nicht gelungen ist, da auch der Schluss sehr viele Fragen aufwirft. Außerdem finde ich ist die Storyline nicht ganz ausgereift und es fühlt sich an, als würde man verschiedene Kurzfilme zusammen mischen und zu einem Langfilm machen. Ich denke für Leute, die gerne Filme im Nachhinein interpretieren und analysieren möchten, ist dieser Film eine gute Möglichkeit ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wenn Sie aber lieber eine runde Storyline haben möchten und einen geschlossenen Schluss, empfehle ich Ihnen diesen Film nicht. Als Altersempfehlung ist 14 Jahre sehr passend, da es sich um das Erwachsen werden dreht und dementsprechend auch Themen in diesem Bereich im Film vorkommen.
„Was bist du?“ von Romy, 14 Jahre
„Was bist du?“, mit dieser Frage beschäftigt sich der Regisseur Trevor Anderson von dem Coming-of-Age Film BEFORE I CHANGE MY MIND. Dieser 89 Minuten lange Film beschäftigt sich mit den Erfahrungen, die man beim Erwachsen werden sammelt. Robin, die non-binäre Hauptfigur, kommt in der kanadischen Provinz an eine neue Schule und muss sich dort anpassen und selbstbehaupten. Im Laufe des Films entsteht eine überraschende Verbindung zwischen Robin und seinem gemeinen Mitschüler Carter, wodurch Robin vor neue Probleme gestellt wird. Der kanadische Film spielt im Jahr 1987, was man leicht an der Kleidung und den Frisuren der Figuren erkennt. Die Charaktere verändern sich im Laufe des Films nicht besonders (bis auf Tony, der sich aufgrund von Mobbing von jetzt auf nachher komplett verändert), obwohl dies aufgrund der vielen Erlebnisse die passieren möglich gewesen wäre. Das Beziehungsleben zwischen den Figuren ist kompliziert und weist viele Fragen auf.
Im Film kommen oft Rückblenden vor, welche eine früher geschehene Handlung erzählen. Die Farben sind dabei sehr kräftig und leuchtend und die Kameraführung ist währenddessen wackelig. Die Montagen sind dabei schnell und kurz. Im Rest des Films sind die Farbtöne natürlich und hell, jedoch werden sie gegen Ende dunkler. Dies macht den Film spannender. Die visuellen Effekte und die Musik machen einzelne Szenen zudem aufregend. Wie zum Beispiel in der Szene als Robin und Karner gemeinsam Achterbahn fahren. Sie lächeln und haben Spaß, während am Rand leuchtende Lichter erscheinen, das Bild ist dabei oft gedreht und über Kopf.
Ich konnte mich nicht so in die Figur von Robin hineinversetzen, da sie in einem schwierigen Umfeld aufwächst: Das merkt man zum einen als ihr Vater nicht ehrlich zu ihr war, als er zu ihr gesagt hat, dass er aufgehört hat zu rauchen, jedoch war das gelogen. Und zum anderen lässt sich aus den Rückblenden schließen, dass seine Mutter ein Alkoholproblem hat. Das Ende des Films hat mir nicht so gefallen, da viele Fragen ungeklärt geblieben sind, zum Beispiel, was mit der Mutter ist? Oder warum Robin das Baumhaus abgebrannt hat? Außerdem hat mir nicht so gut gefallen, dass in dem Film viele Themen wie Alkoholprobleme, sexuelle Orientierung und Mobbing angesprochen, aber nicht ausführlich thematisiert wurden. Im Gesamten würde ich den Film ab 14 empfehlen, da manche Szenen verstörende Inhalte haben, und außerdem für alle, die gerne das Ende von einem Film selber interpretieren.
Filmkritik zu APHONIA als Podcast
Filmkritik zu TOTEM
„Ich glaube nicht an Länder und ihre erfundenen Grenzen“ von Erik, 14 Jahre
Wo komme ich her, wo gehöre ich hin? Das sind Fragen, die sehr viele Leute beschäftigen, so auch Ama in dem Film TOTEM aus dem Jahr 2022 vom Regisseur Sander Burger. Ama lebt mit ihrer senegalesischen Familie illegal in den Niederlanden. Eines Tages wird ihr Leben auf den Kopf gestellt: Sie muss mit ansehen, wie ihre Mutter und ihr Bruder verhaftet werden und kurz vor der Abschiebung stehen. Verloren irrt sie auf der Suche nach ihrem Vater in der Stadt herum und bekommt dabei Hilfe von ihrem Totemtier, durch das sie mit der Kultur ihrer Vorfahren in Kontakt kommt.
Der Film wurde wirklich grandios umgesetzt, man findet sehr viele Details und man merkt wirklich, dass über 10 Jahre an dem Drehbuch geschrieben wurde. Der Film schafft es nämlich, ein so ernstes Thema wie Abschiebung für Kinder verständlich rüberzubringen. Außerdem bringt der Film die Kultur der Vorfahren von Ama auf vielen Wegen näher, z.B. durch einen Freigeist, der ihr viel über ihre Kultur erklärt, und versucht so eine Antwort auf die Frage der Herkunft und der Heimat zu bieten.
Dazu kommt dann noch die sehr gute Kameraführung mit den leichten Bewegungen und den wunderschönen Panoramaaufnahmen. Diese werden dann im Schnitt nahezu perfekt zusammengefügt. Auch die Charaktere sind sehr authentisch und jeder hat seine Rolle und füllt diese fast immer, abgesehen von ein paar irrelevanten Momenten, perfekt aus. Auch die Nebencharaktere haben ihre Momente, was sehr schön ist, da sich der Film so real anfühlt.
Außerdem sieht man große Veränderungen in den Beziehungen von Eltern und Kind und das nicht nur bei Ama, sondern auch bei Thijs und seiner Mutter. Vor allem die Beziehung von Ama und ihrer Mutter sticht durch ihre starke Veränderung hervor: Am Anfang lehnt Ama die alten Sitten ihrer Mutter ab, um sie am Ende, durch ihr neues Wissen, wertzuschätzen. Ähnlich ist auch Amas Beziehung zu ihrem Totemtier, das in echt von den Szenenbildnern, die auch für Star Wars gebaut haben, gemacht wurde.
Die Musik ist an vielen Stellen leider nicht stimmig und weckt falsche Erwartungen, was für mich einen klaren Minuspunkt darstellt, da die Musik eines der wichtigsten Elemente im Film ist. Ansonsten lässt der Film ein paar Fragen offen, über die es jedoch Spaß macht, sich den Kopf zu zerbrechen.
Zusammengefasst kann ich den Film nur empfehlen und das nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ab 8 Jahren, da er Kinder sehr zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.
„Danke, Totem“ von Laura 13 Jahre
„Ist es wichtig, woher ich herkomme?‘‘ Mit dieser Frage beschäftigt sich auch der 90 Minuten lange, niederländische Familienfilm MEIN TOTEMTIER UND ICH, von Sander Burger. Im Film geht es um Abschiebung, Freundschaft, Herkunft, und darum auch schwierige Situationen durchzustehen.
Ama, ein 11-jähriges Mädchen, die Hauptfigur, wohnt mit ihrer Familie in Rotterdam und ist die Tochter illegaler Einwanderer. Als die Abschiebung bevorsteht, versteckt sie sich und beobachtet, wie ihre Mutter und ihr Bruder verhaftet werden. Auf der Suche nach ihrem Vater streift Ama vollkommen alleine durch Rotterdam, bis Ama einen neuen Freund trifft, ein Stachelschwein-Totem, der ihr hilft viele schwierige Situation durchzustehen und immer für sie da ist. Thijs, ihr bester Freund, und ein mysteriöser Gefährte helfen ihr auch dabei. Thijs‘ Familie und Amas Familie suchen beide nach ihrem Glück, wobei die einen mehr Erfolg haben als die anderen.
Außerdem wollte Amas Vater sich schon immer an die niederländische Kultur anpassen, was dazu führte, dass Lügen entstanden. Meiner Meinung nach passt eine Szene des Films besonders gut zu Amas Situation, da sie praktisch niemanden so wirklich hat und der Totem ihr auf dem Weg hilft alle Lebenslagen zu überleben und ihre Familie wieder zusammenzubringen: Sie rennt vor der Polizei weg, die aggressive Spürhunde auf sie hetzt, woraufhin sie schon kurz vorm Aufgeben ist, bis die Spürhunde zurückschrecken. Ama ist fassungslos, dreht sich um und sieht dort ihren riesigen Freund Totem, der sie vor den Spürhunden und der Polizei gerettet hat. Zugleich spielt die Filmgestaltung nicht nur in der Szene, sondern auch im ganzen Film eine große Rolle.
Die Kameraführung ist in der Szene, sowie in anderen Szenen, schief und unterstreicht nochmal das Gefühl, dass man im Film drin ist, was den Film sehr dynamisch macht. Am Anfang des Films ist die Farbgebung eher hell und warm, bis es dann zur Verhaftung ihrer Familie kommt, weshalb mehr dunkle und kalte Töne zu sehen sind. Diese sorgen mit der Musik und der Montage für einen großen Spannungseffekt. Ebenso hat mich der Film nie gelangweilt, da immer etwas Spannendes passiert ist und er keine Fragen aufgeworfen hat. Ebenfalls hat die Mutter von Thijs eine sehr positive Entwicklung, da sie am Anfang des Films so an ihren Job und ihre Träume gefesselt war, dass sie nicht drauf geachtet hat, was richtig ist oder nicht. Erst als Thijs vor Wut abhaut, da seine Mutter seine beste Freundin abschieben wollte, merkt sie wie wichtig ihr ihre Familie ist. Auch das Zitat von ihrem Polizeikollegen hat sie weitergebracht: „Scheiß auf die Regeln und Protokolle. Es wird Zeit über den Tellerrand zu schauen.“ Außerdem wurde etwas ganz Wichtiges an die Zuschauer vermittelt: Es ist nicht wichtig was deine Herkunft ist, sondern was deine Heimat ist, denn dort fühlst du dich wohl. Desgleichen ist es auch wichtig an seine Ziele zu glauben und Hilfe von Freunden zu akzeptieren, denn mit ihrer Hilfe kann man alles erreichen.
Ich würde den Film ab 6 Jahren empfehlen, da er teilweise auch sehr aggressive Szenen hat und Jüngere die Nachricht, die der Film übermitteln soll, nicht begreifen würden.
„Woher kommen Sie? – Ist das denn wichtig?“ von Olivia, 14 Jahre
Mensch ist Mensch. Egal aus welchem Land mit erfundenen Grenzen sie kommen. So lautet es im Film MEIN TOTEM TIER UND ICH. Der Langfilm von Sander Burger dreht sich rundum die Themen Abschiebung, woher man kommt und ob das überhaupt wichtig ist.
In dem Film geht es um die 11-Jährige Ama, deren Familie abgeschoben werden soll. Als ihr Vater plötzlich spurlos verschwindet, macht sie sich auf die Suche nach ihm. Denn ihre wichtigste Regel ist: Gehe niemals zur Polizei, egal was passiert. Aber als plötzlich ein riesiges Stachelschwein in ihr Leben tritt und ihr hilft ihren Vater zu finden, verändert sich die Sicht auf ihre Kultur mit Hilfe eines fremden Mannes komplett.
Der Film wurde sehr gut mit Musik hinterlegt, wie zum Beispiel bei einer Szene in der Ama panisch wegrennt und dies durch schnelle Musik hinterlegt wird. Das Abspannlied „Papaoutai“ wurde sehr intelligent gewählt, da der Text und der Inhalt des Liedes perfekt zur Storyline passt. Außerdem beschreibt die Melodie des Liedes den Film gut, da sie relativ schnell ist und es sich so anfühlt als würde Ama rennen. Die Kameraführung war so inszeniert, dass man durch schräge Horizonte und verschiedene Kamerawinkel das Gefühl hatte, man würde im Film selbst stehen. In einer Szene meinte der fremde Mann, sie soll ihrem Totem folgen, da er ein Guide ist, was sie die ganze Zeit nicht gemacht hat. Sie hatte gerade etwas Vertrauen in ihr Totemtier gesetzt, als es sie zur Polizeistation führt, in dem ihre Familie sitzt. Ama jedoch möchte nicht hineingehen, da sie es ihrem Vater versprochen hatte. Dadurch hat man gut sehen können, dass sie wieder weniger Vertrauen in ihr Totem gesetzt hat. Sie hat viel erlebt und man konnte glücklicherweise eine Entwicklung in vielen Charakteren erkenne, auch in Ama selbst. Sie entdeckt im Laufe des Films wie schön ihre Kultur ist und dass man anders sein darf als andere, wie man in der Szene sieht, in der alle einen schwarzen Badeanzug anhaben, den sie am Anfang auch zuerst haben wollte, und sie dann in einem bunten Badeanzug aus der Umkleide tritt. Bei Thijs Mutter konnten wir ebenfalls eine positive Entwicklung sehen, denn sie folgte am Anfang dem Gesetz und am Ende ihrem Herzen.
Der Film hat einige nicht authentische Punkte, wie zum Beispiel, dass Ama, als sie das erste Mal ihr riesiges Stachelschwein-Totem sah, keine Angst und keine Reaktion hatte, sondern nur sagte: Hau ab du dummes Viech. Oder als Thijs verschwand und seine Eltern ihn nicht suchten, obwohl seine Mutter Polizistin ist. Der Film lässt auch ein paar Fragen offen, wie zum Beispiel, wer das Totem überhaupt sehen kann.
MEIN TOTEMTIER UND ICH behandelt viele wichtige Themen wie Abschiebung, erklärt dies allerdings so spielerisch, dass es für Kinder und als Familienfilm super geeignet ist. Eine der Hauptfragen, die sich durch den Film zieht wie ein roter Faden, ist, woher man kommt und ob das überhaupt wichtig ist. Durch diesen Film kann man auch etwas über die afrikanische Kultur lernen. Ich fand den Film sehr gelungen, da es eine sehr runde Storyline war, wenige Fragen blieben und man mit einem guten Gefühl aus dem Kino gegangen ist. Der Film ist unterhaltsam wie auch informativ und ein Muss für jede Familie mit Kindern ab 8 Jahren. Beeindruckend ist, dass das Stachelschwein echt gebaut war (von Leuten, die auch Sachen für Star Wars gebaut haben) und nur die Füße animiert wurden.
„Ist es wichtig, wo man herkommt?“ von Romy, 14 Jahre
Wo komme ich her? Und ist das wichtig?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der niederländische Film MEIN TOTEM TIER UND ICH von Sander Burger. In diesem 90 Minuten langen Spielfilm geht es um Freundschaft, Abschiebung und darum, in schwierigen Situationen nicht Aufzugeben. Ama, ein 11-jähriges Mädchen, lebt mit ihrer Familie in den Niederlanden in Rotterdam. Als die Polizei erfährt, dass sie illegal aus dem Senegal eingewandert sind, sollen ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Abi abgeschoben werden. Ama, die zufällig nicht vor Ort ist, sieht wie sie verhaftet werden und begibt sich auf die Suche nach ihrem Vater. Dabei wird sie von Thijs (ihrem Freund) und einem Zufallsgefährten unterstützt. Außerdem von einem großen Stachelschwein (ihrem Totem Tier), welches sie beschützt und ihr in schwierigen Situationen hilft. Dies sieht man auch in einer der Anfangs Szenen, als Ama in einer Nacht weinend an einer Mauer sitzt, bis ihr Totem Tier kommt, sie tröstet und motiviert weiter zu gehen. Die Charaktere Thijs und Ama stehen sich sehr nahe. Das merkt man in vielen Momenten des Films, da sie sich gegenseitig unterstützen. Die Charaktere verändern sich recht wenig. Bis auf Thijs Mutter, die in einer Schwierigen Situation über den Tellerrand schaut und auf ihr Gefühl hört.
Die Kameraeinstellung ist den ganzen Film über schief das macht den Film lebhaft und gibt einem das Gefühl, als würde man selbst im Film sein. Die Musik ist passend eingesetzt und viele Hintergrundgeräusche machen den Film zudem spannender. Ich persönlich finde das der Film das Thema Abschiebung kinderfreundlich thematisiert. Deshalb empfehle ich ihn ab 8 Jahren. Zusammenfassend ist das ein gelungener Film für die ganze Familie.
Filmkritik zu DELEGATION
„Eine Delegation oder nur eine Klassenfahrt?“ von Erik, 14 Jahre
DELEGATION aus dem Jahr 2023 handelt von ein paar israelischen Jugendlichen, die mit ihrer Klasse nach Polen fahren, um dort Holocaust-Gedenkstätten zu besichtigen.
Der Film zeigt sehr schön die Gruppendynamik und führt einen in das Leben der Jugendlichen ein, jedoch kommen auch Streits auf, die keinen Sinn ergeben: Frisch schubst Ido ohne sichtbaren Grund in Auschwitz. Diese kleinen Streite haben auch keine weiteren Auswirkungen, was sie einfach nur überflüssig für den Film macht.
Der Film hinterlässt außerdem keinen bleibenden Eindruck, was sehr schade ist, da man hier so viel hätte rüberbringen können. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass es sich an vielen Stellen so anfühlt, als hätte man kaum zusammenhängende Szenen aufgenommen und zusammengeschnitten. Es fehlt an manchen Stellen ein Stück, damit es “klick” macht. Ansonsten wurde der Film von sehr passender Musik begleitet, die israelisch klingt und dadurch sehr gut zum Film passt.
Der Regisseur und Drehbuchautor Asaf Saban meint, er sei damals vor Ort, bei seiner Klassenfahrt, enttäuscht gewesen und er habe sich dann einfach gleichgültig gefühlt. Das schafft der Autor in dem Film sehr gut zu vermitteln, was ich aber schade finde, da es sich eigentlich nur auf die historischen Orte beziehen sollte und nicht auf den ganzen Film. Das Ende hat mehr geboten, aber auch vieles nicht beantwortet.
Man hätte erst gegen Ende in den Film kommen können und den besseren Film gehabt. Mich hat der Film enttäuscht, vor allem da er so viel Potenzial hatte.
„Delegation – Eine schwierige Klassenfahrt?“ von Laura, 13 Jahre
„Teenager zu sein bedeutet, zu etwas dazugehören zu wollen, das größer ist, als man selbst”, erklärt der Regisseur Asaf Saban zum Coming-of-Age Film DELEGATION, der im Februar 2023 seine Premiere feierte. Die drei Jugendlichen Frisch, Nitzan und Ido begeben sich gemeinsam mit ihrer Klasse auf eine Busfahrt durch Polen zu ehemaligen Konzentrationslagern und Gedenkstätten. Die in Israel für Schüler*innen üblich vorgesehene Klassenfahrt konfrontiert sie zum einen mit ihrer Identität und zum anderen mit Gefühlsverwirrungen und Gruppendynamik. Zusätzlich vermittelt der Film auch das Bildungsprogramm auf der Reise ziemlich deutlich. Das zeigt eine Szene meiner Meinung nach sehr gut: Die Klasse sitzt im Bus vom ehemaligen Konzentrationslager zum nächsten und hören sich den Zeitzeugenbericht von Frischs Opa an. Als der eine Pause braucht, sagt einer der Lehrer: „Dann schauen wir jetzt erstmal Schindlers Liste.“
Im Film geht es um Freundschaft, Liebe und die Spannung zwischen den drei Freunden. Sie stehen sich sehr nahe und durch ihr Liebesdrama untereinander wird ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt. Die meiste Zeit ist die Kamera gerade eingestellt, jedoch ist sie in manchen Szenen schief, sodass das Gefühl, dass man im Film drin ist, verstärkt wird. Ebenso passt die Musik zum Film, da sie auch auf Hebräisch ist und den Film auch zu einem traurigen Film macht.
Ich den Film ab 16 empfehlen, da er auch traurige Einblicke in den 2.Weltkrieg hat und auch Themen beinhaltet, die meiner Meinung nach nicht für Jüngere geeignet sind. Zudem hat mir der Film nicht besonders gut gefallen, da er für mich sehr verstörende Szenen hatte und ein sehr trauriges Thema anspricht. Auch hat der Film zu viele Fragen aufgeworfen, sowie ein offenes Ende. Also für alle Jugendlichen gut, die das Ende des Films selbst interpretieren wollen.
„Holocaust und Teenagerdrama, geht das?“ von Olivia, 14 Jahre
Der Coming-of-Age Film DELEGATION von Asaf Saban dreht sich rund um die Themen Freundschaft, Liebe und die Geschichte des Holocausts.
Der Film dreht sich um eine israelische Klasse, die zusammen mit Lehrer:innen und einem Zeitzeugen nach Polen reisen, um dort Konzentrationslager wie Ausschwitz zu besuchen. Dazu kommt noch, dass die Schüler:innen sich nicht besonders für den zu Holocaust interessieren scheinen, obwohl sie jüdisch sind. Auf der Klassenfahrt interessiert sie mehr das Feiern und alles was neben den Ausflügen passiert. Die Protagonisten sind drei beste Freunde Frisch, Nitzan und Ido.
Die Kameraeinstellung, der Schnitt und Musik bei den Gedenkstätten ist anders als beim Rest vom Film. Durch einen schnellen Schnitt und etwas lautere Musik wirkt es so, als würden die Schüler:innen nur zu diesen Gedenkstätten gehen, um es auf dem Lehrplan abzuhaken, was ich persönlich schade finde. Manche Schüler:innen haben zwar geweint, aber das kam durch die Musik und die Montage gar nicht richtig rüber.
Der Film spricht zwar Themen an wie den Holocaust, aber es ging eher um das ganze Drama auf der Klassenfahrt und um die Gruppendynamik. Der Regisseur meinte, als er auf dieser Reise war, hat er nichts empfunden. Ich denke, dass er es deshalb so rüberbringen wollte, dass manche auch nichts mit dem Thema verbinden und es sie nicht berührt, an Gedenkstätten wie diesen zu sein. Ich persönlich fand es schade, dass das Thema nicht so prägnant im Film war.
Der Film lässt einige Frage offen, wie zum Beispiel: Warum hat Nitzan den Schuh mitgenommen? War es aus Überforderung? Was ist mit der Geschichte von Yosef über Anna? Hat Ido Gefühle für Nitzan? Und hat Frisch ebenfalls Gefühle für Nitzan? Durch diese offenen Fragen hat der Zuschauer viele Möglichkeiten zu interpretieren, analysieren und kreativ zu werden.
Ich fand den Film an manchen Stellen sehr verwirrend, wie zum Beispiel, als Frisch aus dem Bus wieder ausgestiegen ist und als er dann am Konzentrationslager war und gemerkt hat, dass niemandem sein Fehlen aufgefallen ist, auf Ido losgegangen ist. Für mich waren viele Punkte einfach noch nicht flüssig genug. Die Message hinter dem Film ist sehr wichtig, nur leider finde ich, dass der Regisseur die zwei Themen nicht gleich gegenübergestellt hat, sondern eins davon in den Hintergrund gerückt ist. Das Thema, das im Vordergrund stand, war Gruppendynamik und das Drama in einem Teenagerleben, nur leider konnte man das Drama nicht so ganz verstehen und ich habe schnell angefangen die Handlungen zu hinterfragen.
Ich fand den Film sehr verwirrend durch die offenen Fragen, die er hinterlassen hat. Ich persönlich hätte mir mehr von dem Holocaust bzw. Judentum-Thema erhofft, da das der Grund ist warum sie überhaupt auf diese Klassenfahrt gehen. Die Beziehungen zwischen den Schüler:innen, insbesondere zwischen den drei besten Freunden, waren nicht durchsichtig und nicht klar abzutrennen. Ich kam aus dem Film mit einem leeren Gefühl, da er es leider nicht geschafft hat etwas bei mir auszulösen. Persönlich würde ich den Film für Jugendlichen ab 15 Jahren empfehlen, die gerne interpretieren und nach dem Film nochmal kreativ werden möchten.
„Keine gebundene Storyline in DELEGATION“ von Romy, 14 Jahre
„Seid loyal zu euren Gefühlen und Gedanken, hört auf eure innere Stimme“, dies rät der Regisseur des Films DELEGATION Asaf Saban seinem Publikum.
Im Zentrum der Handlung von seinem Coming-of-Age Film stehen drei gut miteinander befreundete Jugendliche aus Israel, die auf einer Klassenfahrt nach Polen verschiedene Orte besuchen, die mit dem zweiten Weltkrieg und der Shoah in Verbindung stehen. Auf dieser Reise geht es um Freundschaft, Liebe und um das große Drama der Menschheitsgeschichte, dem Holocaust. Die drei Hauptfiguren stehen sich sehr nahe, jedoch tauchen im Laufe des Films Streitigkeiten unter ihnen auf und die Freundschaft gerät ins Schwanken. Dies merkt man an der Szene, als Frisch (einer der Protagonisten) den ganzen Tag weg war und sein Freund es nicht bemerkt hat, weswegen Frisch eine Prügelei anfängt. Das Liebesleben der Charaktere ist kompliziert und unübersichtlich. Die Kameraführung ist meist gerade, jedoch gibt es Stellen an denen sie wackelt, wodurch man das Gefühl bekommt, selber im Film zu sein. Die Farben sind den ganzen Film über dunkel und matt. Die Musik ist passend eingesetzt und macht den Film zudem dramatisch und emotional. Im Gesamten würde ich den Film nicht nochmal schauen, da es keine gebundene Storyline gibt und ich oft nicht verstanden habe, um was es geht. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass der Film viele Fragen offengelassen hat, was mir persönlich nicht gut gefällt. Ich würde den Film ab 16 empfehlen, da viele Szenen Themen beinhalten, die für Jüngere nicht geeignet sind, und außerdem für alle, die gerne über offene Enden diskutieren.